Bedrohter Pumpspeicher-Gigant

Das Milliardenprojekt «Linthal 2015» ist auf Kurs, aber stark von externen Faktoren abhängig. Die Axpo hat mit der nachträglichen Auswahl von flexiblen Pumpspeicher-Maschinen vor einigen Jahren weise gehandelt.

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Das neue Kraftwerk der Axpo im Linthal hat riesige Ausmasse. (Bild: Keystone)

Das neue Kraftwerk der Axpo im Linthal hat riesige Ausmasse. (Bild: Keystone)

(dsc. Linthal)

Zuhinterst im Glarnerland zeigt sich nun die definitive Gestalt des Projekts «Linthal 2015»: Der grösste Teil der mit einem Kilometer Länge bald längsten Staumauer der Schweiz am Muttsee (2400 Meter über Meer) steht im Rohbau. In der gigantischen Maschinenkaverne müssen noch Pumpturbinen und Motorgeneratoren (bis 1000 Megawatt) eingebaut werden. Ab Ende 2015 wird der Muttsee mit dem rund 700 Meter tieferen Limmernsee als Pumpspeicherkraftwerk betrieben. Der Sinn des 2,1-Milliarden-Projekts bei Linthal wird aber hinterfragt. Ein ähnliches Vorhaben am Grimsel wurde sistiert, weil die Strompreise wegen der starken deutschen Ökostrom-Subventionen gesunken sind. Heinz Karrer, CEO des Stromkonzerns Axpo, hat sich am Donnerstag vor den Medien bemüht, die Rentabilität seines Projekts «Linthal 2015» zu betonen.

Während seitens des Axpo-Verwaltungsrats von einer mittelfristigen Redimensionierung der Renditeerwartungen die Rede ist, bekräftigt Karrer, dass das Projekt gar mit den jetzigen tiefen Preisen rentabel wäre. Die Anlage wird von Preisdifferenzen leben: Bei tiefen Strompreisen wird Wasser hinaufgepumpt, bei hohen Preisen wird Strom produziert, indem dieses Wasser wieder turbiniert wird. War das Projekt anfangs auf die Verbrauchsspitzen über Mittag fokussiert, sei die Anlage mit flexibleren Maschinen schliesslich verstärkt auf die neue fluktuierende Produktion der Sonnen- und Windkraftwerke ausgerichtet worden, sagt Karrer.

Die Sistierung ähnlicher Projekte erfolge vor allem, weil Stromfirmen als ganze aufgrund der schwachen Ertragslage derzeit Mühe hätten, Kapital zu beschaffen, so Karrer. Er fordert nun von der Politik, dass die Situation nicht weiter verschlechtert werde. So würde die auch vom Bund geprüfte Realisierung spezieller Kapazitätsmärkte zur Finanzierung von Kraftwerken für die Überbrückung von Ökostrom-Produktions-Pausen das Geschäft der Pumpspeicher schmälern. Auch neue Speichertechniken oder ein weiteres Absinken der Marktpreise könnten sich negativ auswirken. Beiträge des Bundes für die Wasserkraft hält Karrer für falsch. Bereits jetzt werden Pumpspeicherkraftwerke quersubventioniert, weil sie für den Pumpstrom keine Netzkosten zahlen. – Wichtig ist auch der Zugang zum EU-Markt. Ab 2015 drohe der Schweiz ohne bilaterales Stromabkommen der Ausschluss vom neu konzipierten Handel («Market Coupling»). Karrer hofft, dass die letzten technischen Elemente des Abkommens bis November definiert seien; ausstehend sind dann noch die «institutionellen Fragen».

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