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Hannovers höchste Erhebung

Deponie Lahe ist nun ein grüner Gipfel

Hannover grüner Gipfel.

Hannover grüner Gipfel.

Hannover. Von der Moorautobahn Richtung Celle ist Hannovers grüner Hügel gut zu sehen. Scharfkantig und klar profiliert liegt er an der Strecke und wirkt jetzt fast so, als hätten unbekannte Kräfte eine große Rasenfläche aufgewölbt. Vor nicht allzu langer Zeit war der Anblick ein anderer. Unter dem Grün verbirgt sich der Nordberg der Deponie Lahe, wobei Deponie eine Sprachschöpfung neueren Datums ist. Früher sagte man Müllkippe, und der Nordberg war die größte davon in der Landeshauptstadt. Sechs Jahre hat es bis Ende 2017 gedauert, ihn abzudichten und ihm seit jetziges Aussehen zu verpassen.

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Müllkippe ist das passendere Wort. Seit 1937 wurde dort hingebracht, was die Hannoveraner nicht mehr brauchten. „Mülltrennung war damals unbekannt“, sagt Bauingenieurin und -planerin Nora Weiß vom Abfallzweckverband Aha. Ältere erinnern sich noch, dass man früher auch mit Privatwagen auf den Berg fahren durfte, ohne dass irgendjemand groß kontrolliert hätte, was sich im Kofferraum oder auf der Ladefläche befand. Nur Industrie- und Sonderabfälle hat man woanders hingebracht. Oben stank es süßlich-faulig, Möwenschwärme umkreisten den Gipfel, und Müllmänner quetschten den Dreck mit Spezialfahrzeugen, den Kompaktoren, zusammen. Zehn Millionen Kubikmeter waren es insgesamt.

Berg musste sich 30 Jahre lang setzen

Heute macht man das nicht mehr so; Müll wird wiederverwertet oder verbrannt. Auf dem Nordberg war 1980 mit Anlieferungen im großen Stil Schluss. Im Juli 2009 kam als allerletzte Fuhre eine Ladung Straßenkehricht aus der List auf den großen Haufen.  2011 begann die Rekultivierung. „Wir mussten seit 1980 mehr als 30 Jahre warten, weil sich der Berg erst setzen musste“, erklärt Weiß. Zehn Zentimeter ist er anfänglich pro Jahr geschrumpft, nun ist er fast zur Ruhe gekommen.

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Die Ingenieure und Handwerker hatten immerhin einen 120 Meter hohen Berg einzupacken, der eine Grundfläche mit Abmessungen von mehr als 30 Fußballfeldern bedeckt. „Von oben soll kein Regenwasser mehr nachkommen und dann mit Schadstoffen belastet ins Grundwasser durchsickern“, erläutert Weiß. Außerdem haben sie dem Müllhaufen ein klares Profil mit 37 Grad Neigung verpasst und an der Nordflanke eine Stützmauer gezogen, damit das Ganze nicht ins benachbarte Altwarmbüchener Moor rutscht. Auf dem Gipfel befindet sich eine große Asphaltfläche.

Langsam entsteht ein Naturparadies

670.000 Kubikmeter Material waren allein für die Profilierung notwendig. Dazu kommen Drainageschichten, Abdichtungsbahnen aus Kunststoff als Schutz vor undkontrolliert ausströmenden Gasen, eine Rekultivierungsschicht aus Sand und Schluff sowie schließlich der Rasen, der verhindern soll, dass Wind das Material wegpustet. Bislang bieten nur Steinhaufen eine optische Abwechselung. „In ihnen finden die hier lebenden Zaueindechsen Unterschlupf“, sagt Weiß. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man Anpflanzungen, die sich zu Strauchinseln auswachsen sollen. Hartriegel, Haselnuss, Weißdorn, Heckenkirschen, Holunder und wolligen Schneeball hat Aha dafür ausgewählt – insgesamt rund 15.000 Einzelexemplare.

So entsteht auf Sicht ein Naturparadies, das steht fest. Sonst passiert auf Hannovers höchstem Berg erst einmal nicht viel. Der Wunsch der Region, an der exponierten Stelle Windräder aufbauen zu lassen, wird unerfüllt bleiben. „Das geht aus statischen Gründen nicht“, sagt Weiß. Aha hat auch schon an Kultur- und Freizeitveranstaltungen gedacht, an Rodeln im Winter und Seifenkistenrennen im Sommer etwa. „Der Berg liegt am Abfallbehandlungszentrum, das macht den öffentlichen Zugang schwierig“, erklärt Weiß. Eher realisieren lässt sich die Idee, ähnlich wie am Kronsberg einen Schäfer mit seinen Tieren auf das Gelände zu lassen.

So werden einstweilen Greifvögel, Raben und die Rehe, die manchmal vorbeischauen, die Aussicht exklusiv genießen dürfen. Die ist an klaren Tagen so gut, dass man bis zum Harz mit dem Brocken blicken kann.

Von Bernd Haase

HAZ

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