Die Cebit in Hannover wird eingestellt – Messe 2019 abgesagt
Das Riesenrad von SAP war die größte Attraktion auf der letzten Cebit.
Quelle: dpa
Hannover. Der lange Niedergang der Cebit findet ein abruptes Ende: Die Deutsche Messe AG will die traditionsreiche IT-Veranstaltung einstellen. Schon die für Mitte Juni 2019 angekündigte Ausstellung werde nicht mehr stattfinden, heißt es in einer Hausmitteilung des Vorstandes vom Mittwoch, die der HAZ vorliegt: "Die Sicherung der wirtschaftlichen Stabilität unseres Unternehmens lässt leider keinen anderen Schritt zu." Später bestätigte die Cebit das Aus der Messe auch offiziell. Das hat auch personelle Konsequenzen: Cebit-Chef Oliver Frese scheidet zum Jahresende aus.
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Das waren die Höhepunkte der Cebit-Geschichte
Cebit hat jahrelang an Zuspruch verloren
Seit dem Platzen der Dot-Com-Blase im Jahr 2001 hat die Cebit bei Ausstellern und Besuchern stetig an Zuspruch verloren: Damals kamen knapp 850.000 Gäste auf das Gelände – in diesem Sommer waren es nach offiziellen Angaben noch rund 116.000 Besucher, von denen jedoch nur 78.000 auch ihren Weg in die Hallen zu den Ausstellern fanden. Die Veranstalter hatten den Termin vom März in den Juni verlegt – auch um der Cebit einen Festival-Charakter zu verleihen.
Diese Neuausrichtung habe sich jedoch nicht ausgezahlt, heißt es im Schreiben des Vorstandes: Große Aussteller hätten zwar Sympathie für das Konzept gezeigt, „wegen des deutlichen Fachbesucherrückgangs“ hätten sie jedoch „erheblich weniger investieren“ wollen. Der IT-Mittelstand hatte sich schon während der Cebit enttäuscht über die leeren Hallen gezeigt.
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„Cebit 2019 würde massiv in den Verlustbereich abdriften“
Entsprechend niedrig war der Stand der Buchungen für die nun abgesagte Veranstaltung 2019: Nur 6000 Quadratmeter konnten den Angaben zufolge bisher vermietet werden – zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres war die gebuchte Fläche noch dreimal so groß. „Aus heutiger Perspektive würde eine Cebit 2019 massiv in den Verlustbereich abdriften“, schreibt der Vorstand „Auch in der längerfristigen Perspektive ist eine Besserung nicht zu erwarten.“
Dem Vernehmen nach hat die Deutsche Messe ihre Anteileigner – sie gehört je zur Hälfte dem Land Niedersachsen und der Stadt Hannover – früh in die Entscheidungsfindung eingebunden. Beide Aktionäre sähen für die Cebit ebenfalls keine Perspektive mehr, verlautete aus Unternehmenskreisen.
Beschäftigte in Hannover sollen Job behalten
Nach HAZ-Informationen sind von insgesamt knapp 800 Messe-Beschäftigten am Standort Hannover rund 50 Mitarbeiter der Cebit zugeordnet. Vor zwei Jahren hat sich das Unternehmen mit der IG Metall auf einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung geeinigt und verzichtet bis 2024 auf einen Stellenabbau. Diese Vereinbarung gelte auch weiterhin, verlautete jetzt bei einer Mitarbeiterversammlung.
„Jetzt müssen wir nach vorne schauen und noch entschlossener die Chancen ergreifen, die sich für uns ergeben“, heißt es im Schreiben des Vorstandes. Ziel sei es, die industrienahen Digitalthemen der Cebit künftig stärker auf der Hannover Messe zu präsentieren. Zudem wolle man aus einzelnen IT-Bereichen kleinere, neu zugeschnittene Digitalmessen und Business-Events entwickeln. Um den Verlust der Cebit wettzumachen, brauche die Deutsche Messe zudem „weiteres Neugeschäft in Hannover und im Ausland“.
Von Jens Heitmann
HAZ