Ukraine-Krisentelefonat mit Obama : Merkel schimpft: Putin lebt in einer anderen Welt

Wenn Staats- und Regierungschefs telefonieren, folgen anschließend in der Regel sauber formulierte, offizielle Statements. Nur selten dringt an die Öffentlichkeit, was WIRKLICH besprochen wurde. Ob geschimpft, gescherzt, gedroht oder gelästert wurde.

Dass nun zur „New York Times“ durchsickerte, was Kanzlerin Angela Merkel in einem Telefonat mit US-Präsident Barack Obama über die Ukraine-Krise gesagt hat, zeigt vor allem eins: Das Entsetzen der westlichen Welt über den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Er schickte Tausende russische Soldaten auf die ukrainische Halbinsel Krim und ließ nun auch Truppen an der russischen Küste, gegenüber der Krim, aufmarschieren.

Merkel hat in dem Gespräch mit dem Amerikaner offenbar richtig geschimpft. Sie sei nicht sicher, ob Putin überhaupt noch „Kontakt zur Realität“ habe, er lebe „in einer anderen Welt“, berichtet die US-Zeitung unter Berufung auf US-Offizielle, die über das Telefonat informiert wurden.

Offiziell hieß es, dass Obama und Merkel darin übereingestimmt hätten, dass die „unakzeptable russische Intervention auf der Krim ein Verstoß gegen das Völkerrecht” sei. Das teilte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter am Sonntagabend in Berlin mit.

Angesichts des „Unrechts” komme es nun besonders auf die Einigkeit der internationalen Gemeinschaft an. Obama und Merkel teilten den Angaben zufolge weiterhin die Ansicht, dass nur eine politische Lösung geeignet sei, die Probleme in der Ukraine zu lösen.

Sie forderten demnach die umgehende Entsendung einer Mission zur Erkundung der Lage in dem osteuropäischen Land („Fact Finding-Mission”). Außerdem müsse eine Kontaktgruppe für die Aufnahme eines politischen Dialogs eingerichtet werden, möglicherweise unter der Leitung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

Der frühere US-Vizeaußenminister Nicholas Burns sagte der „New York Times“: „Dies ist der wichtigste und schwierigste außenpolitische Test für seine (Obamas) Präsidentschaft. Es geht um sehr viel, denn der Präsident ist der Chef in der Nato. Niemand in Europa hat so viel Macht wie er. Er wird führen müssen.“

Und die russisch-amerikanische Bloggerin Julia Ioffe schreibt im Magazin „New Republick“: „Russland, beziehungsweise Putin, sieht die Welt passend zu seiner eigenen Logik, und diese Logik funktioniert folgendermaßen: Es ist besser, man wird gefürchtet als geliebt, es ist besser, zu stark zu sein als schwach zu erscheinen. Und: Russland wird ein Reich mit einem unstillbaren Hunger nach Expansion bleiben.“

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