In jüngster Zeit ist „Achtung“ einer der meistdiskutierten Begriffe in der Erforschung der kantischen Ethik geworden. Die „Achtung“ wird dabei als Kants Lehre der moralischen Motivation nicht zuletzt im Zusammenhang mit den gegenwärtigen Debatten um die Moralphilosophie interpretiert. Daran anschließend analysiert die vorliegende Abhandlung den Begriff der „Achtung“ als moralische Motivation, oder in Kants Worten, als moralische Triebfeder, deren Sinn aber anhand der Texte Kants erst noch genauer zu untersuchen ist.
In den 1770er Jahren wird von Kant die moralische Triebfeder als „principium der Execution oder Leistung“ benannt, wobei sie das „principium der Diiudication“ ersetzt, um die sittliche Handlung zu verwirklichen. Allein diese Unterscheidung der beiden Prinzipien verschwindet in den ethischen Hauptschriften der achtziger Jahre, als der Begriff der Achtung für das Gesetz als moralische Triebfeder in den Vordergrund tritt. In der
Kritik der praktischen Vernunft wird aber nicht nur die Achtung für das moralischen Gesetz, sondern auch das Gesetz selbst als die einzige moralische Triebfeder genannt. In der einschlägigen Forschung (wie z.B. bei L.W. Beck, H. Allison, A. Reath) wird daher diskutiert, welche Konzeption der moralischen Triebfeder Kant in seiner kritischen Ethik entwickele.
Der Aufsatz vertritt die These, dass in der kritischen Philosophie die Achtung nicht mehr als Ersatz für das moralische Gesetz verstanden wird, wie das principium der Execution, sondern als Wirkung des Gesetzes selbst beim Menschen. Als Beleg dafür dienen hier die Schriften der neunziger Jahre, besonders
Über den Gemeinspruch, worin Kant in einer Entgegnung zu Christian Garve auf das Problem der moralischen Triebfeder zurückgreift. Im Gegensatz zu Garve behauptet Kant, dass die moralische Triebfeder nicht auf das moralische Gesetz abziele, sondern aus dem Gesetz einfließe. Damit kann die Achtung als ein wesentlicher Bestandteil des moralischen Gesetzes bzw. der Autonomieethik verstanden werden.
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