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Die Chefin geht Bascha Mika verlässt die "taz"

Journalismus gilt als Männerberuf - immer noch und vor allem an der Spitze. Bascha Mika, langjährige Chefredakteurin der linksalternativen "taz", war eine der wenigen Frauen, die es in der Medienbranche nach ganz oben schafften. Jetzt geht die Chefin - und eine neue kommt.

Etwas mehr als dreißig Jahre gibt es die "taz" jetzt, mehr als ein Drittel der Zeit davon hat sie die Zeitung wesentlich geprägt: Bascha Mika. Jetzt verlässt die Journalistin die "taz", wie das Berliner Blatt am Donnerstag mitteilte.

Bascha Mika sagte SPIEGEL ONLINE: "Ich überlege schon seit Mai letzten Jahres, die 'taz' zu verlassen. Ursprünglich wollte ich maximal zehn Jahre in der Chefredaktion bleiben. Wegen der Blattreform und unserer 30-Jahrfeier sind es jetzt eben elf geworden."

Mika bleibt bis Mitte Juli im Amt. Zu ihren beruflichen Plänen wollte sie sich vorerst nicht äußern. Sie wolle erst einmal Urlaub machen. Und dann müsse sie "sicher auch ein wenig Trauerarbeit leisten - immerhin war ich mehr als 21 Jahre dort", wie sie SPIEGEL ONLINE sagte.

Mika hatte zunächst zehn Jahre als Nachrichtenredakteurin und Reporterin für das linksalternativ orientierte Blatt gearbeitet, bis sie zur Chefredakteurin aufstieg. Als Autorin sorgte sie vor allem mit ihrer 1998 erschienenen Biografie der Feministin Alice Schwarzer für Aufsehen, die ein sehr ambivalentes Bild von Deutschlands Vorzeige-Feministin zeichnet.

Auf Mika folgt die 42-jährige Ines Pohl - eine Frau von außen. Zwar sei Pohl laut Mika bereits vor rund zwei Jahren als Ressortleiterin bei der "taz" im Gespräch gewesen. Sie arbeitete bisher jedoch als Korrespondentin für die Mediengruppe Ippen in Berlin und leitete früher das politische Ressort der "Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen".

"Ich freue mich darauf, gemeinsam mit dem 'taz'-Team in diesen Zeiten, in denen die sozialen Kosten der Finanzkrise immer deutlicher werden, das Profil der 'taz' zu schärfen und ihre inhaltliche Relevanz auszubauen", ließ Pohl laut Mitteilung der Zeitung wissen. Der "taz"-Redaktionsrat muss ihrer Berufung allerdings noch zustimmen.

Die Führungsgremien der "taz" seien frühzeitig von den Absichten informiert worden, um einen geregelten Übergang zu gewährleisten, hieß es. Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch: "Eine Ära geht zu Ende. Niemand hat das dritte Jahrzehnt der 'taz' mehr geprägt als Bascha Mika."

Reiner Metzger bleibt stellvertretender Chefredakteur der Zeitung, Peter Unfried, zweiter Stellvertreter, wird dagegen künftig nur noch als Autor und Reporter für die "taz" arbeiten.

tdo