Das erwähnte Aftertouch wirkt ferner auf die Amplitude des VCAs und die Filtereckfrequenz und kann so für Growl- und Wow-Effekte eingesetzt werden. Zur internen Bearbeitung durch das Filter gibt es einen Audioeingang. Dazu gesellen sich pro Oszillator ein Audioausgang. Für die externe Kontrolle der Filtereckfrequenz gibt es ferner einen VCF-Control-Input. MIDI indes war 1978 noch nicht erfunden und fehlt natürlich. Mit fast 13 Kilogramm Gewicht gehörte der MX 880 zu den leichteren Synthesizern, wäre allerdings heutzutage kaum mehr tragbar im wahrsten Sinne des Wortes. Wer schnell seine Klänge umregistrieren muss, dem stehen 30 Presets zur Verfügung. Portamento und Transpose runden den Funktionsumfang ab. Die Anordnung der Bedienelemente erinnert an einen ROLAND SH-2000, denn die Presets werden in Form von Kippschaltern unterhalb der Tastatur ausgewählt, während die Editsektion links neben der Tastatur sitzt. Im Lieferumfang enthalten sind ein Notenständer und ein Klinkenkabel gewesen.
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Basis dieser Sektion bilden acht Presetklangfarben, die durch diverse Parameter veränderbar sind. Die Presets Piano, Cembalo und Honky-TonkPiano klingen zwar alles andere als danach, können aber durch die Tastatur anschlagsdynamisch gespielt werden! Weitere Einflussmöglichkeiten bestehen für diese Klangfarben nicht. Es folgen aber weitere Klangfarben, wie zum Beispiel die Brass-Presets. Für diese bestehen weitergehende Editmöglichkeiten. Neben der Lautstärke kann hier die Ausklingzeit eingestellt werden. Die Geschwindigkeit des LFOs ist ebenso wie dessen Einsatzverzögerung einstellbar. Es gibt einen sogenannten Pitch Selector, den Glide-Effekt, VCO-Modulation (= Tonhöhenmodulation), den Ensemble-Mode (kommt einem Chorus ähnlich), Full Rotor (regelbar in Geschwindigkeit und Intensität, an-/abschaltbar), eine ADR-Hüllkurve für die Filtereckfrequenz mit regelbarer Intensität, VCF- und LFO-Modulation, Modulation des VCF durch den VCO und natürlich regelbare Filtereckfrequenz mit Resonanz! Alles in allem eine gegenüber dem Konkurrenten KORG TRIDENT deutlich aufgewertete Brass-Sektion.
Der Basssynthesizer ist gegenüber der Brass-Sektion deutlich magerer ausgefallen. Portamento lässt in der Geschwindigkeit regeln, sowie an- und abstellen. Über einen dreistufigen Wahlschalter kann der Klang zwischen Soft, Medium und Sharp gewählt werden (hört sich an, als hätte man die Attack-Phase der Hüllkurve geändert), dazu kommt eine einfache Hüllkurve mit den Parametern Sustain, Hold und Release. Eine Filtersektion fehlt gerade hier unverständlicherweise.
Der umfangreichste Teil gehört zum Solosynthesizer. Er besitzt zwar nur einen Oszillator mit den Wellenformen Sägezahn, Rechteck, Dreieck, Sinus und Rauschen, kann aber durch das resonanzfähige Tiefpassfilter geformt werden. Es folgt der VCA mit einem Hold-Parameter zum dauerhaften Aushalten eines angeschlagenen Klanges. Zwei vollständige ADSR-Hüllkurven sind der Amplitude des VCAs und der Filtereckfrequenz fest zugeordnet. Für beide Sektionen ist die Wirktiefe der Hüllkurven einstellbar. Ein LFO mit den Wellenformen Rechteck, Sägezahn und Sinus und den Parametern Geschwindigkeit und Einsatzverzögerung (Speed, Delay) kann zur Modulation von VCO-Tonhöhe, VCF-Filtereckfrequenz und VCA-Amplitude eingesetzt werden, was zu den bekannten Effekten Vibrato, WahWah und Tremolo führt.
In nur 15 Kilogramm Gewicht hat MULTIVOX hier meiner Meinung nach mehr zu verpacken versucht, als KORG mit dem ungleich gewichtigeren TRIDENT. Ein weiterer grosser Vorteil gegenüber den TRIDENT und auch TRIDENT MK II ist der Umstand, dass alle Sektionen gegeneinander um +/- einen Halbton verstimmbar sind! Ferner ist der MX 3000 bereits in ein Flightcase eingebaut, was den Transport zusätzlich leichter macht. Die Tastatur umfasst 61 anschlagsdynamische Tasten, wobei die Dynamik wie eingangs erwähnt nur auf die Piano-Sektion Einfluss hat. Es gibt Portamento für die gesamte Tastatur. MIDI gibt es nicht, dafür gibt es gleich vier Audioausgänge, zwei CV/Gate-Ein- und -Ausgänge (was die MIDI-Integration zum Teil einfach macht), zwei Glide-Control-Eingänge und ein Pedaleingang zur Kontrolle der Filtereckfrequenz. Insgesamt gesehen viele Möglichkeiten für einen seinerzeit ausgesprochen moderaten Preis!