Es handelt sich um Anton Malloth (87, haGalil hat
schon mehrfach über diesen Fall berichtet), der Wächter im
Konzentrationslager Theresienstadt war. Die Tschechische Republik will
Malloth vor Gericht stellen. Die Organisation "Stille Hilfe", die seit
1951 SS-Veteranen beisteht, will auch in diesem Fall aktiv werden.
Gudrun Burwitz bestreitet nicht, daß sie in dieser
Organisation aktiv ist. Gegenüber der "Times" sagte die Himmler-Tochter,
die heute als Frau des Schriftstellers Wulf-Dieter Burwitz in dem
Münchner Vorort Fürstenried lebt: "Es stimmt, daß ich helfe, soweit ich
kann, lehne es aber ab, über meine Arbeit zu sprechen." Sie sagte, sie
sei eins der 23 Mitglieder einer sterbenden Organisation.
Gudrun Burwitz steht der braunen Vergangenheit
offenbar auch sonst noch nahe. So hat sie dem Bericht zufolge an einem
SS-Veteranentreffen in Österreich teilgenommen, wo sie als Tochter
Himmlers eine Berühmtheit war. Andrea Röpke, Expertin in Sachen
Neonazis, die bei dem Veteranentreffen in Ulrichsberg mit Gudrun Burwitz
zugegen war, erinnert sich: "Die hatten regelrecht Angst vor ihr. All
diese ranghohen ehemaligen Offiziere stellten sich in Reih und Glied
auf, und sie fragte sie: 'Und wo haben Sie gedient?', wobei sie ihre
erstaunlichen militärischen Detailkenntnisse zur Schau stellte."
Gudrun Himmler wurde 1929 geboren. Auch als Himmler,
an die Spitze des NS-Staats aufgestiegen, längst eine Liebschaft mit
seiner Sekretärin Hedwig Potthast unterhielt, die ihm den ersehnten Sohn
Helge schenkte, kümmerte er sich um seine Tochter. Er ließ das Kind
regelmäßig von München nach Berlin einfliegen, um seine "Püppi", wie er
sie nannte, zu verwöhnen. Die ehelichen Beziehungen zu der acht Jahre
älteren Marga kühlten sich ab, als Marga keine Kinder mehr bekommen
konnte.
Gudrun saß mit ihrer Mutter in der britischen
Besatzungszone vier Jahre im Gefängnis. Sie klagte später bitter, daß
dies die schlimmsten Jahre ihres Lebens gewesen seien und daß man sie
für ihren Vater habe büßen lassen. Der hatte sich per Selbstmord im Mai
1945 einer Bestrafung entzogen.
©Berliner Morgenpost 1998
Publikation:
Samstag, 14. Dezember 2013