"Wir wollen die beste Show machen"

Düsseldorf wird ESC-Stadt 2011. Doch warum hat die Entscheidung so lange gedauert? Wann startet der Ticketverkauf? NDR Intendant Lutz Marmor und Thomas Schreiber, ARD Koordinator Unterhaltung, geben im Interview Antworten.

Thomas Mohr, NDR 2: Herr Marmor, jetzt müssen die ausländischen Journalisten auf ihrer Tastatur die Ü-Pünktchen suchen, jetzt ist es Düsseldorf geworden. Warum Düsseldorf?

Lutz Marmor © NDR/Holde Schneider
große Bildversion anzeigen Lutz Marmor, Intendant des Norddeutschen Rundfunks

Lutz Marmor: Düsseldorf hat eine sehr überzeugende Bewerbung abgegeben. Wir sind als NDR Treuhänder der ARD und der vielen Fans in Deutschland und ganz Europa, die auch live dabei sein möchten. Und Düsseldorf hat die Arena, die die besten Produktionsbedingungen bietet und die den meisten Menschen, etwa 24.000, auch Gelegenheit bietet, live dabei zu sein. Es liegt sehr zentral. Denken Sie an die Fans aus Belgien und aus den Niederlanden.

NDR 2: Herr Schreiber, welche Dimensionen hat der Veranstaltungsort Düsseldorf?

Thomas Schreiber: Mehr als vierzig Länder werden aller Voraussicht nach am Eurovision Song Contest 2011 teilnehmen. Das heißt, wir haben in den beiden Halbfinalshows und dem großen internationalen Finale sehr viele unterschiedliche Artisten auf der Bühne. Die Düsseldorf Arena ist erst mal groß genug, sodass wir die Garderobe von mehr als vierzig teilnehmenden Ländern in dem Gebäude unterbringen können. Daneben liegt eine Leichtathletikhalle, da ist das Pressezentrum. Wir können alles in bestehenden Gebäuden integrieren und wir müssen keine Zeltstädte oder Containerdörfer bauen. Das ist ein wichtiger Vorteil.

Die Menschen sitzen auf sehr bequemen Sitzen. Sie sitzen relativ nah an der Bühne. Wir werden den Zuschauern das Gefühl bieten können, sehr nah an dem Ereignis dabei zu sein.

NDR 2: Mit Dimensionen meinte ich auch die 24.000 Zuschauer, die Herr Marmor erwähnte. Ist es der größte Eurovision Song Contest aller Zeiten?

Thomas Schreiber: Dänemark war kleiner als Düsseldorf, aber Kopenhagen hatte ein anderes Stadion. Wir werden in dem Stadion in Düsseldorf durch die Nähe der Tribünen zur Bühne den Fans das Gefühl wirklich geben können, live dabei zu sein und nicht zu weit weg zu sein.

Lutz Mamor: Die Düsseldorf Arena wird von einer Hallenatmosphäre und nicht von einer Stadionatmosphäre geprägt. Das zeichnet diese Arena aus. Man ist nah dran und sie ist sehr flexibel. Das war das Hauptargument für Düsseldorf. Ich wäre als NDR Intendant sehr froh gewesen, wenn dieses Ereignis, das wir nach Deutschland geholt haben, dann auch hätte in Norddeutschland stattfinden können. Man muss dann aber auch fair mit den Geldern der Gebührenzahler umgehen und mit den Interessen aller Fans in ganz Deutschland. Deshalb ist es Düsseldorf geworden.

NDR 2: Wird es der größte Eurovision Song Contest aller Zeiten?

Thomas Schreiber, ARD Koordinator Unterhaltung © NDR Fotograf: Marco Maas
große Bildversion anzeigen Thomas Schreiber, ARD Koordinator Unterhaltung

Thomas Schreiber: Wir haben vor, nicht nur die Final- und Halbfinalsendungen im Fernsehen bundesweit zu übertragen, sondern auch die Generalproben zu öffnen, sodass die Fans bei der ganzen Entstehung des Eurovision Song Contest dabei sein können. Wir haben nicht vor, Shows wie in Moskau 2009 zu toppen. Es geht nicht darum, die größte Bühne zu haben. Es geht darum, die beste Show zu machen und da hat Oslo wirklich was vorgelegt.

Oslo war für die Menschen in der Halle, aber auch für die Zuschauer an den Fernsehschirmen, ein Erlebnis. Das war ein emotionaler, ein sinnlicher Eurovision Song Contest. Und das ist die Hürde, die müssen wir überspringen, da wollen wir mithalten. Wir wollen, dass die Zuschauer in ganz Europa sagen: "Das war eine Show, die uns gefallen hat". Es soll ja nicht nur die deutsche Tugend bestätigen, dass wir pünktlich sind, sondern es soll eben auch zeigen: Die Deutschen haben Spaß an der Unterhaltung und sie können Unterhaltung.

NDR 2: Warum hat die Entscheidung für einen Standort so lange gedauert?

Lutz Marmor: Das Auswahlverfahren war ein komplexer Prozess. Wir haben 23 Bewerber, die sich gemeldet hatten, aufgefordert einen Katalog von Unterlagen einzureichen. Das wurde geprüft. Am Ende haben vier Städte Bewerbungen abgegeben. Das musste sorgfältig geprüft werden. Ganz am Ende gab es noch einzelne Komplikationen. Die Halle muss uneingeschränkt zu Verfügung stehen, sechs Wochen lang, und da gab es noch Restfragen zu klären. Wir konnten erst entscheiden, als wir wirklich eine hundertprozentige Sicherheit hatten. Das ist das eine.

Das zweite ist, dass der NDR in diesem Fall nicht alleine entscheiden konnte. Es ist eine Gesamtveranstaltung der ARD. Die ARD finanziert diese Veranstaltung. Es ist eine der größten Fernsehshows, die in Deutschland je stattfinden wird. Da brauchen wir die Unterstützung aller und die möchten natürlich auch informiert werden und mitentscheiden. Auch die EBU musste einverstanden sein.

Thomas Schreiber: Wir haben keine Zeit verloren in den vergangenen Wochen. Mit der Entscheidung der ARD Intendanten und der Zustimmung der EBU haben wir auf einen Knopf gedrückt und dann startete die Maschine. Jetzt wissen alle Beteiligten, was zu tun, und das geht bis in die Details hinein, wie beispielsweise die Begrüßung der Fans an den Flughäfen oder auf den Bahnhöfen aussehen wird.

Rheinufer in Düsseldorf
große Bildversion anzeigen Die Düsseldorfer freuen sich auf den ESC 2011

Wir haben wirklich keine Zeit verloren und zudem haben wir eine finanzielle Sicherheit. Es gab in den vergangenen Jahren Länder, die sich sehr früh für einen Veranstaltungsort entschieden hatten. Sie wurden dann Stück für Stück überrascht durch Nachforderungen oder durch finanzielle Forderungen, die vorher schlicht und einfach nicht absehbar waren und auch nicht verhandelt worden waren. Wir haben jetzt eine belastbare Vereinbarung. Nicht nur wir wissen, was auf uns zukommt. Auch Düsseldorf weiß, was auf die Stadt zukommt.

NDR 2: Was sind denn die nächsten wichtigen Punkte auf die wir zufiebern können bis zur Show?

Thomas Schreiber: Es gibt ja noch eine Frage, die noch unbedingt beantwortet werden muss. Wie wird der Song für Lena gesucht und gefunden? Die Details zu dieser Show wird die nächste Information sein, die wir kommunizieren werden.

NDR 2: Die Reaktionen der Fans, aber auch der Presse zu den Gerüchten waren ja nahezu hysterisch, wie hat Ihnen das gefallen, als einer der Verantwortlichen?

Lutz Marmor: Das Interesse ist riesig groß an dieser Veranstaltung. Das zeigte sich ja an den Spekulationen in der Presse, so etwas ist ja auch in Grenzen zulässig. Jeder freut sich, wenn er so ein Ereignis in seine Stadt holen kann.

Mehrere Tausend Zuschauer verfolgen am Samstag (29.05.2010) auf dem Spielbudenplatz der Reeperbahn in Hamburg die Übertragung des Eurovision Song Contest aus Oslo. © dpa Fotograf: Fabian Bimmer
große Bildversion anzeigen Auch 2011 soll es, wie in den vergangenen Jahren, eine große ESC-Party auf der Reeperbahn geben.

Aber eins bleibt: Es zeigt, wie sich alle engagieren, wie viele Menschen einfach mitfiebern. Das hat die Entscheidung für uns nicht ganz einfach gemacht. Einige werden sicherlich von der Entscheidung enttäuscht sein, aber wir werden auch weiterhin versuchen, in ganz Deutschland den ESC zu einem Ereignis zu machen. Und zumindest für Hamburg und Hannover kann ich sagen, dass wir wieder ein Public Viewing veranstalten werden. Es wird auch wieder eine große Party auf der Reeperbahn in Hamburg geben. Ich freue mich auch auf die Feier auf der Reeperbahn.

NDR 2: Wie sieht das weitere Prozedere aus, wann startet der Ticketverkauf?

Thomas Schreiber: Wir versuchen so schnell wie möglich den Ticketverkauf zu organisieren. Wir hoffen, dass wir in den nächsten vier Wochen mit dem Ticketverkauf beginnen können. Wir werden darauf achten, dass wir Preise anbieten, die für alle Fans erschwinglich sind. Wir haben vor, dass die kostengünstigste Ticketkategorie bei 19 Euro anfängt, sodass es für jeden möglich ist, an einer der Shows oder an einer der Proben teilzunehmen.

Das Gespräch führte Thomas Mohr, NDR2

Autorin/Autor: Thomas Mohr