Arabische Christen in Deutschland

“Er hört und Antwortet”

Vor zwei Jahren kam eine fröhliche junge Christin aus dem Irak nach Deutschland und stellte einen Asylantrag. Dann begann das Warten. Im Aufnahmelager und in der arabischen christlichen Gemeinde traf sie auf lauter Irakis, die später als sie gekommen waren, aber das begehrte sog. “kleine Asyl” (den Abschiebeschutz) schon in der Tasche hatten. Und diese junge Frau bekam einfach keine Antwort. Auch ihre Nachfragen beim “Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge” ergaben nichts.

arabische-christen-cz-herborn-deJeder, der sie teilnehmend nach ihrem Asylantrag fragte, erinnerte sie daran, dass sich offensichtlich nicht nur das Bundesamt, sondern auch Gott in Schweigen hüllte. Ihre muslimische Zimmernachbarin bot ihr an, dass sie im Ramadan täglich für sie beten wolle, ganz besonders in der “Nacht der Macht”, in der nach muslimischem Volksglauben alle Gebete erhört werden. Was für eine Herausforderung für die Irakerin! Sie, die Christin, die sich seit ihrer Ankunft in Deutschland treu zur arabischen Gemeinde gehalten und auch mit Muslimen über ihren Glauben gesprochen hatte, wurde nicht erhört – und diese Muslimin war von der Wirkung ihres Gebetes völlig überzeugt. Die Irakerin sagte aber mutig zu ihrer Nachbarin: “Bringe bitte die Pläne meines Gottes nicht durcheinander. Er hört mich jeden Tag und wird antworten.”

Zwei Tage nach diesem Gespräch, am 7. Ramadan, kam der ersehnte Brief mit der Asylanerkennung. Also war am selben Tag, an dem sie im Auffanglager ihren Glauben bezeugt hatte, beim Bundesamt die positive Entscheidung getroffen worden!

Minderheit

Arabische Christen in Deutschland sind mit etwa 10% eine Minderheit unter den fast 500.000 Arabern aus verschiedenen Ländern, von Marokko bis zum Irak. Nur wenige sind evangelisch, freikirchlich oder Konvertiten vom Islam. Die meisten entstammen den alten orientalisch-orthodoxen Kirchen, die sich um ihres Überlebens willen stark gegen den Islam abgegrenzt haben. Da die arabische Schriftsprache so untrennbar mit dem Koran verknüpft ist, ist die Kirchensprache dieser alten Kirchen im islamischen Kontext meist eine der vorislamischen Sprachen (wie z. B. chaldäisch oder aramäisch), obwohl die nahöstlichen Christen in der Zeit vor dem Islam durchaus arabisch verwendet haben. Außerdem findet die Bibel vor allem in der Liturgie Verwendung, so dass es arabische Christen gibt, die gar keine Bibel besitzen. Dass man als Laie selbständig darin lesen und sogar darüber diskutieren darf, daran müssen viele sich erst gewöhnen. Und die jahrhundertelang praktizierte Abgrenzung gegen den Islam kann auch in Deutschland nicht einfach abgelegt werden und führt zu Abwehr und sogar zu Rachegefühlen. Es ist darum nicht selbstverständlich, dass arabische Christen für ihre muslimischen Landsleute Salz und Licht sind.

Dabei liegt in diesen Gemeinden noch großes, bisher weitgehend unerschlossenes Potential, um muslimische Araber in Deutschland zu erreichen. Es gibt hier inzwischen über ein Dutzend arabischer Gemeinden. In einigen wird die zeugnishafte Begegnung mit Muslimen eingeübt. Diese Gemeinden müssen durch Unterstützung und Anteilnahme gestärkt und ermutigt werden, damit sie ein lebendiges Zeugnis sein können. Gleichzeitig sollten wir gemeinsam mit arabischen Christen die Dokumente der frühen christlich-islamischen Auseinandersetzung studieren. Von dem hohen theologischen Niveau der Kontroversen dieser Glaubensväter können wir eine ganze Menge lernen.
Evang. Ausländerseelsorge e. V.

Gebetsanliegen

Einheit innerhalb der Gemeinden trotz großer nationaler und konfessioneller Unterschiede Stärkung der vereinzelten Christen, v. a. in Asylbewerberheimen, die während des Ramadan einem erhöhten Gruppendruck ausgesetzt sind Ein wirksames Zeugnis gegenüber den Menschen, von deren Religion in der Heimat Unterdrückung und Verfolgung ausging.

Die Gebetsaktion “30 Tage Gebet für die islamische Welt” bestellen bei CZH oder online bestellen von die Evangelische Alliance Online

Quelle: 30 Tage Gebet für die islamische Welt