Was immer Peter Sloterdijk in den vergangenen beiden Jahrzehnten verfasst hat, schien weder mit dem herrschenden Zeitgeist noch mit dem von dessen Widersachern vereinbar. Von den forschen Befürwortern einer weiteren Ökonomisierung unserer Gesellschaft trennte ihn der Gestus eines grundsätzlichen Hinterfragens aller Errungenschaften der gesellschaftlichen Moderne, vom zögerlichen Einspruch der Kapitalismuskritiker unterschied ihn die stolze Zurückweisung jeder Parteinahme für die Schwachen und Benachteiligten. Ein kämpferischer Ton der Unangepasstheit sorgte gleichwohl dafür, dass ihm von vielen Seiten ehrfürchtige Bewunderung entgegenschlug: Endlich hatte hier, wie schon die Kritik der zynischen Vernunft (1983) zu signalisieren schien, erneut ein Freigeist die intellektuelle Bühne betreten, der es mit der einsamen Entschlossenheit und Radikalität eines Nietzsche mit all den Denkgewohnheiten aufnahm, die unserer Epoche schon lange eine kaum zu ertragene Fadheit verliehen hatten.