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Sport (Print WAMS)

Skiflieger riskieren neue Rekordjagd

Sport-Redakteurin

* Mittwoch wird in Norwegen die weltgrößte Schanze eingeweiht. Sie ermöglicht Sprünge über 250 Meter

Es sei ein Mix aus Verliebtsein und dem Gefühl, gerade noch einem Autounfall entkommen zu sein. So beschreibt Dieter Thoma das Gefühl vom Skifliegen, und dabei war er selbst Weltmeister (1990). So ähnlich wird sich gestern also der Österreicher Martin Koch gefühlt haben, als er das Skifliegen in Oberstdorf mit Weiten von 214,5 und 210,5 Meter gewann.

Nächstes Wochenende soll es beim Weltcup in Vikersund (Norwegen) um einiges weitergehen. Westlich von Oslo entstand in den vergangenen Monaten die größte Schanze der Welt. Eingeweiht wird sie bereits am Mittwoch, wer aber die Ehre des ersten Sprungs haben wird, bleibt bis dahin geheim. "Unter perfekten Bedingungen sind wohl 250 Meter möglich", sagt Vikersunds Pressechef Tore Fossen. Das wäre Weltrekord. Die Bestmarke hält zurzeit der Norweger Björn Einar Romoeren, der 2005 auf der bisher größten Flugschanze in Planica (Slowenien) 239 Meter sprang. "Es liegt in der Luft, dass der Rekord gebrochen wird", sagt der 29-Jährige und hofft, dass er trotz derzeit schwankender Form die 240-Meter-Marke überspringen wird.

Beim Skfliegen ist alles ein bisschen gigantischer als beim normalen Springen: Die Schanze ist höher, der Anlauf länger, die Absprunggeschwindigkeit rasanter und die Flugzeit mit bis zu acht Sekunden teils doppelt so lang. "Es ist, als ob du von einem Zehn-Meter-Turm auf eine Klippe wechselst", vergleicht Thoma. Den Springer kostet das einiges an Überwindung. "Die Gefahr ist größer, aber das Gefühl viel besser, wenn du es schaffst, richtig abzuheben", sagt Romoeren. "In Vikersund wird es jetzt hoffentlich noch schöner als in Planica."

Dafür wurde im Mai die 45 Jahre alte Vikersund-Schanze abgerissen, 130 000 Kubikmeter Felsgestein wurden gesprengt. Einen Schanzenturm wie sonst üblich gibt es nicht, der "Monster-Bakken" wie ihn norwegische Journalisten tauften, wurde direkt in den Hang gebaut, die 134 Meter lange Anlaufspur verschmilzt mit dem Felsen. Das macht die Flugversuche weniger anfällig für den Wind, auch Windnetze sollen vor gefährlichen Böen schützen.

Die Größe einer Schanze wird durch die sogenannte Hillsize (HS) gekennzeichnet, die Strecke zwischen der Kante des Schanzentisches und jenem Punkt im Aufsprunghang, der noch ein Gefälle von 32 Grad aufweist. Vikersund trumpft jetzt mit HS 225 auf, Planica kann HS 215, Oberstorf 213 vorweisen. Möglich war der Ausbau durch eine Regeländerung des Weltverbandes Fis: Der Höhenunterschied zwischen Schanzentisch und Auslauf darf jetzt 135 Meter betragen - fünf Meter mehr als vorher. Und genau dies haben die Organisatoren in Vikersund nun ausgenutzt.

Dass sich das Risiko dadurch erhöht, glaubt Österreichs Erfolgstrainer Alexander Pointner nicht. "Die Entwicklung hält sich im Rahmen", sagt er, und Weltrekordhalter Romoeren gibt zu: "Wenn du wirklich weit fliegen und das besondere Gefühl haben willst, musst du ein gewisses Risiko akzeptieren." Und das gilt für das Skifliegen im Allgemeinen. Während die Springer zum Beispiel in Garmisch-Partenkirchen mit etwa 91 Stundenkilometern abspringen, sind es in Vikersund 105 und in Oberstdorf, wo heute der Teamwettbewerb ansteht (13.45 Uhr/ARD), 101 Stundenkilometer. "Da kannst du nur noch den Autopiloten anschalten", sagt Romoeren. "Wenn du einen Fehler machst, kann das schmerzhaft sein."

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