ZEIT ONLINE: Frau Müller-Wieland, was ist so besonders an Hockey?

Müller-Wieland:  Ich glaube, Hockey ist eine Sportart mit vielen verschiedenen Ansprüchen, taktisch wie technisch. Dazu ist es eine Teamsportart, was es für mich cooler macht, weil ich Sport am liebsten in einer Mannschaft mache. Das Clubleben im Hockey ist besonders. Es ist ja selten so, dass eine Sportart ein richtiges Clubleben hat, mit Clubanlage und allem Drum und Dran. Dieses familiäre Umfeld macht das Hockey so schön. Zudem ist es für Mädchen eine ziemlich gute Sportart.

ZEIT ONLINE: Wieso das?

Müller-Wieland:  Mädchen haben nicht so die Alternative wie Fußball. Handball wird irgendwann echt brutal, und Frauenfußball ist, nun ja, halt Frauenfußball. Hockey ist für Mädchen ein interessanter Sport.

ZEIT ONLINE: Wie sind Sie zum Hockey gekommen?

Janne Müller-Wieland:
Meine Mutter hat früher Hockey gespielt. Als mein großer Bruder mit einer Sportart anfangen wollte, hat sie ihm zum Hockey geschickt, bevor er den Fußball für sich entdeckt. Als Kind stand ich immer am Rand und mit sechs Jahren habe ich angefangen, selber zu spielen.

ZEIT ONLINE: Wieso ist Olympia das absolute Highlight für Sie?

Müller-Wieland:  Seit dem letzten verlorenen Spiel in Peking wollte ich unbedingt hier hin. London war noch weit weg, noch vier Jahre. Seit einem Jahr habe ich aber alles stehen und liegen gelassen für Olympia. Die Nominierung war eine sehr große Belohnung. Olympia ist sehr wichtig für mich.

ZEIT ONLINE: Der Traum Olympia kann aber schon heute vorbei sein. Ihr Team muss mit mindestens drei Toren Vorsprung gewinnen, und selbst dann brauchen Sie noch Schützenhilfe der Argentinier. Hoffen Sie noch, das Halbfinale zu erreichen?

Müller-Wieland:  Den Teil, den wir dazu beisteuern können, nämlich hoch gewinnen gegen Neuseeland , haben wir uns fest vorgenommen, und dann müssen wir auf Schützenhilfe hoffen. In der Vorbereitung auf Olympia haben wir sehr gut gespielt, haben aber noch nicht ins Turnier reingefunden.
Ich habe vorher immer gesagt, die einzigen, die uns wirklich schlagen können, sind wir selber, und das haben wir teilweise gemacht. Wenn wir es schaffen, uns morgen ins Halbfinale zu wurschteln, dann geht wieder alles. Dieses Jahr sind alle Teams nah beieinander.

ZEIT ONLINE: Woran hapert es?

Müller-Wieland: Wir hatten noch nicht den richtigen Spielfluss wie in der Vorbereitung und kamen nicht zu unserem schnellen Passspiel. Gegen Australien hatten wir Lücken im System und standen nicht kompakt genug, dadurch mussten wir viel rennen, und das merkst du dann in den letzten Minuten. Gegen Argentinien hingegen spielten wir die beste Halbzeit überhaupt. Ich habe Argentinien noch nie so schwach oder so wackelig gesehen, wir machten aber unsere Chancen nicht rein. Insgesamt spielten wir ein bisschen unclever, mit einer zu hohen Fehlpassquote.

ZEIT ONLINE: Allen Teams scheinen bei diesem Hockey-Turnier häufig Bälle zu verspringen, auch bei der deutschen Mannschaft gab es viele Annahmefehler. Haben Sie Probleme mit dem schnellen Platz?

Müller-Wieland: Wir haben in den letzten Spielen komischerweise viele Bälle verstoppt. Es ist halt noch ein neuer Platz, dafür ist er aber schon ganz gut runtergespielt. Wir haben auch schon einige Spiele und Trainings hier absolviert. Er ist relativ schnell, aber ich möchte gar nicht die Schuld auf den Platz schieben. Wir müssen unsere eigenen Fehler abstellen.