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Medien: Mit Steingart auf dem Sofa

Medienredakteur

Eins kann man

Holtzbrinck nicht vorwerfen: mangelnde Experimentierfreude. Unter dem Namen " Tue Berlin Paper " bastelt die Holtzbrinck-Tochter UrbanMedia GmbH an einer englischsprachigen Zeitung, zunächst allerdings nur im Internet. Das Projekt ist als Informationsquelle für Kunst, Musik und Stadtleben angelegt, das vor allem junge Berlinbesucher aus dem Ausland ansprechen soll. Entwicklungschef ist der Amerikaner Michael Scaturro , angedockt ist das Entwicklungsprojekt beim " Tagesspiegel ". Offenbar ist auch eine Kooperation mit dem National Public Radio (NPR) geplant, einem nicht-kommerziellen Radionetzwerk aus den USA, das auch einen Sender in Berlin betreibt.

Da haben manche Kollegen den alten Murdoch noch mitleidig angeschaut, als er den Internet-Spielplatz myspace.com vor einem Jahr für knapp 600 Millionen Dollar kaufte. Jetzt wird die Website, auf der jeder sich seine eigene Website bauen kann, auch für die Werbeindustrie interessant, und anderen Verlagen kann es nicht schnell genug gehen, selbst alle möglichen Online-Plattformen zu kaufen. Jüngste Beispiele: Holtzbrinck Networxs beteiligt sich an der Auktionsplattform my-hammer.de , in England kauft die " Daily Mail " für 86 Millionen Dollar Automobil- und Dating-Websites.

Ein Großverlag, der sich dem Bohei um das Web2.0 bisher entzogen hat, ist Bauer . Das Internet-Anzeigengeschäft lockt die Hamburger, die traditionell auf Vertriebserlöse setzen, wenig. Am vergangenen Donnerstag bestätigte Verlegergattin Gudrun Bauer bei der Verleihung der Goldenen Feder diese (Zurück-)Haltung. Bei ihrem Grußwort beschwor sie die Überlebensfähigkeit des auf Papier gedruckten Wortes. Eine "Goldene Website" wird es bei Bauers vorerst also wohl nicht geben.

Das eine war zu nah am " Stern ", das andere zu dicht am " Focus ", ein anderes wieder zu hell. Jetzt ist das " Spiegel "-Hauptstadtbüro eben an den Pariser Platz gezogen, eine der repräsentativsten Adressen Berlins. Zur Einweihungsparty in der vergangenen Woche kam auch Bundeskanzlerin Angela Merkel , die ihren Besuch mit den Worten kommentierte: "Wann bekommt man schon einmal so eine nette Einladung von Herrn Steingart ?" Mit eben jenem Berliner Bürochef, Chefredakteur Stefan Aust und Merkels Kabinettskollegen Peer Steinbrück traf man sich dann zur Plauderrunde auf Steingarts Sofa, Blick auf Brandenburger Tor und "Adlon" inklusive. Zuvor hatte Aust noch daran erinnert, Politiker und Journalisten könnten dauerhaft keine Freunde sein - freundlich miteinander umgehen darf man natürlich trotzdem.

Am Freitag wurde im Hamburger Schauspielhaus zum zweiten Mal der Henri-Nannen-Preis verliehen. Zu den Preisträgern zählen Bartholomäus Grill von der " Zeit " für die beste Reportage, " Focus "-Redakteur Kayhan Özgenc für die beste investigative Leistung und Kurt Kister (" Süddeutsche ") für die herausragende humorvolle Berichterstattung. Gruner+Jahr -Chef Bernd Kundrun sprach über die sich "rapide verändernde Medienwelt", mit der sich Verlage auseinandersetzen müssen, hatte aber eine frohe Botschaft parat: "Ich bin sicher, daß sich Qualität immer durchsetzen wird."

Tags darauf hatten Journalistenschüler der Henri-Nannen-Schule einen besonderen Gast - sie diskutierten mit Lebenswerk-Preisträger Joachim Fest . Der ehemalige NDR- Chefredakteur und FAZ -Herausgeber äußerte sich zu Historikerstreit und Leitkultur-Debatte und erinnerte sich an Henri Nannen , mit dem er manche Diskussion geführt habe. Nannen zu Fest: "Sie wollen mir nur meine Widersprüche nachweisen, aber dazu brauche ich Sie gar nicht."

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